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Downtime

D-Wars 7

Diese Kurzgeschichte ist zwar rein fiktiv, könnte aber durchaus auch irgendwo real passiert sein.
Hinter jedem Kommandanten im D-Wars Universum steckt auch ein Mensch. Und was passiert mit solch einem Menschen, wenn er plötzlich über einen längeren Zeitraum keinen Zugang zu seiner Basis bekommen kann?

 

Noch schnell den Bauauftrag erteilt sowie eine weitere Mission hinausgeschickt die dann nach der gleich beginnenden Downtime des Hauptservers zurückkehren wird. Ein letzter Blick noch in das Kommunikationscenter, in der inzwischen drei neue Nachrichten aufgetaucht sind. Ein letzter Blick zur Serveruhrzeit. Noch zwei Minuten. Eine Nachricht konnte man sich noch eben ansehen. Aha, nichts von großer Bedeutung. Ein Blick zur Serveruhrzeit, besser jetzt raus. Logout.
Ausgeloggt
Schweißgebadet beendet man den Browser und klinkt die Internetverbindung auf offline. Nun folgen fünf Stunden, in denen man keinen Einfluss mehr auf das Geschehen hat. Die letzten sieben Tage waren nervenaufreibend gewesen. Handelsaufträge mussten erfüllt werden, Farmkontingente hinausgeschickt, sowie kleinere Auseinandersetzungen ausgetragen werden.
Sieben Tage, in denen man konzentriert war. In denen die Gedanken nur um eines kreisten. D-Wars. Klappte der Auftrag? Bekam man die Bezahlung dafür? Wurden wieder Droids zerstört bei einer Farmmission? Was fehlten einem für Ressourcen? Schaffte man sein nächstes Ziel in der Forschung oder im Bau der Basis? Fragen über Fragen, die man sich jedes Mal wieder stellte, wenn sich die Verbindung zur Basis aufbaute.
Erst dann das Aufatmen, wenn die Farmmission wohlbehalten zurückgekehrt war. Wenn die Bezahlung für den letzten Handelsauftrag in der eigenen Basis abgeliefert wurde. Es kam vor, dass sie kurz vor Ablieferung einfach zurückgezogen wurde. Schlecht, wenn die Droids bereits abgeliefert wurden.
Downtime.
Man sitzt vor der Kiste und sieht in den Monitor. Wo ist jetzt die Mission? Es kribbelt in den Fingern, aber die Tastatur nützt einem jetzt nicht. Fünf Stunden Wartezeit liegen vor einem. Man riskiert einen Blick über den Monitor hinweg durch das Fenster. Die Sonne scheint. Das sah man aus seiner Basis nicht. Da saß man im Kommandantensessel und blickte auf eine Reihe von Monitoren hinab.
Blätter segeln von den Bäumen herab. Glänzend in zahlreichen Rot- und Gelbtönen. Ach ja, es scheint Herbst zu sein. Die Bäume werfen jetzt ihre Blätter ab. Ein Schwarm Krähen überfliegt den Innenhof. Leise schnurrend überholt von einer Drohne. Ach ja, die Vögel ziehen jetzt wieder über das Land. Für solche Kleinigkeiten hatte man in den letzten Wochen kaum Zeit gehabt.
Es war die erste Downtime des Servers und die Administratoren hatten jetzt wöchentliche angekündigt. Wie plante man diese Totzeit denn nun am vorteilhaftesten mit ein? Missionen durften während der Downtime nirgends in eine Basis einlaufen. Was war mit den Bau- und Forschungsaufträgen, die während einer Downtime fertig werden würden? Diese Fragen brachten leichte Schweißperlen auf die Stirn. Wieder der Blick zur Uhr. Noch viereinhalb Stunden zu überbrücken.
Downtime.
Aus dem Hintergrund fragt die Freundin, was man zu Mittagessen möchte. Man murmelt etwas, das man selbst nicht versteht. Bis sie dann plötzlich neben einen steht und verstärkt nachfragt. Mit stirngerunzeltem Blick auf den Monitor und dem Hinweis, dass man jetzt mal eben mit dem Staubsauger durch die Wohnung gehen könnte, während sie sich um das Mittagessen kümmerte.
Staubsaugen? Wo in der Basis befand sich noch der Staubsauger? Ach ja, es fiel einem noch ein, als man in Richtung Kantine ging. Besenschrank im Flur. Die weibliche Klonin ist schon wieder in der Kantine verschwunden, aus der kurz darauf, die leckeren Düfte einer heißen Mahlzeit entströmten. Man selbst schob einen brüllenden Staubsauger vor sich her. Auf der Suche nach dem seltenen Selenium. Wie wohl die Außenmissionen so abliefen, fragte man sich? Gab es die Alienvölker wirklich?
Es hieß ja, dass diese demnächst eine Invasion starten wollten. Wie weit war man eigentlich mit der eigenen Forschung gekommen. Man saß schon vor dem Monitor und hatte den Browser im Offlinebetrieb gestartet und sah sich die entsprechend offline geschaltete Forschungsmitteilungsseite an. Es war noch eine Menge zu forschen. Man legte sich geistig bereits einen Plan an.
Ein ziehen am Ohr und ein dezenter Hinweis auf einen noch laufenden Staubsauger riss einem wieder vom Monitor weg. Ein schnell haschender Blick zur Uhr. Noch vier Stunden Wartezeit zu überbrücken. Kurz Schelte von der Freundin und man suchte wieder den Boden nach Selenium ab. Wieso eigentlich die Downtime? Nur wegen der paar Mitteilungen aus dem Nachrichtenzentrum? Man löschte sie doch immer gleich wieder bzw. sendete sie sich per Mail auf den heimischen Rechner zu, wenn man sie denn behalten wollte. Und diese nicht gelöschten Mitteilungen in den zahlreichen Basen sollten nun alles blockieren?
Na ja, man war nicht alleine in D-Wars. Tausende andere ebenfalls noch. Löschten die alle ihre Mitteilungen denn nicht? Hatte das einen Grund? Machte er vielleicht etwas falsch? Die Suche wurde kurz für diesen Gedankengang unterbrochen. Selenium fand sich unter dem Sofa eh nicht, wie er feststellte. Nur Staubfäden.
Downtime.
Die schöne Klonin rief einem zum Essen. Nudelauflauf, sein Leibgericht. Lecker. Er gab anerkennende Blicke zu ihr rüber. Hatte er einen Termin vergessen? Nicht das ihm was einfiel. Über ihr hing auch die Küchenuhr. 12:30 Uhr zeigte sie gnadenlos an. Eigentlich gut das er heute einen Tag Urlaub hatte. Ansonsten würde er jetzt im Büro sitzen und arbeiten. Nichts mit D-Wars dort. Arbeit war wichtiger. War auch in Ordnung, man war ja nicht süchtig nach DW, wie einige der Freunde.
Man wurde zum Abwaschen eingeteilt und hörte dabei den Neuigkeiten seiner Freundin zu. Vielleicht sollte man in Zukunft nur männliche Klone herstellen? Taten wären in D-Wars sowieso der bessere Weg als die Kommunikation. Allerdings gab es auch zahlreiche Begebenheiten, in der eine Kommunikation der bessere Weg war. Weibliche Klone waren also auch in Ordnung. Ohren auf Durchzug und den Filter eingeschaltet.
Man spülte den letzten Teller und hörte nur etwas von einem nachmittäglichen Besuch heute. Schweiß bildete sich. Nachmittags? Da endete die Downtime. Es war wichtiger, nachzusehen ob die Missionen wohlbehalten zurückkehrten. Es durfte nichts an den Hangartoren chraschen. Nachmittäglicher Besuch bedeutete, im Wohnzimmer am Tisch zu sitzen, Tee zu schlürfen und zuhören zu müssen. Es bedeutete damit auch, nicht am PC sitzen zu können.
Diskussionen über letzteres Thema hatte es mit seiner Freundin schon genug gegeben. Sie hatten einen Kompromiss gefunden. Gäste gingen vor PC. Nur hatte es damals keine Downtime gegeben. Das veränderte doch jetzt die ganze Sachlage wieder. Sollte er eine neue Diskussion darüber suchen? Ein schneller Blick zur Freundin riet ihm davon ab. Er kannte diesen Gesichtsausdruck bereits. Besser gute Miene machen und dieses Thema zu einem späteren Termin zur Sprache bringen.
Downtime.
Logisch das die Gäste pünktlich zum Ende der Downtime kamen. Man saß wie auf glühenden Kohlen im Wohnzimmer und hatte ein fröhliches Lächeln im Gesicht, während im Kopf die Gedanken über mögliche Probleme kreisten. Smalltalk, am Tee genippt und eine halbe Stunde später mal eben zur Toilette verdrückt. Unauffälligen Abstecher ins PC-Zimmer und dort leise eine Internetverbindung aufgebaut und? Server nicht aktiv! Downtime verlängert sich auf unbestimmte Zeit. Oh nein, nur das nicht. Was war jetzt mit den ankommenden Missionen?
Ein Ruf aus dem Wohnzimmer ließ einen zusammenzucken. Hat länger gedauert auf der Toilette. Wohl der schnelle Happen gestern aus der Werkskantine, der nicht ganz in Ordnung war. Nichts Schlimmes. Lecker der Tee, Schatz. Auch schon bemerkt, der Herbst ist da. Smalltalk. Eine Stunde erneut hoch. Der viele Tee, Schatz.
Keine Fehlermeldung mehr beim Einloggen in D-Wars. Aber alles extrem langsam im Aufbau und Anzeige. Downtime war beendet, aber warum lief alles so schleppend jetzt? Ach ja, jetzt ging jeder Kommandant in seine Basis. Logisch das der Server da Probleme bekam. Es waren einfach zu viele online. Aber er wollte ja nicht lange bleiben. Nur nachsehen, was los war mit seinen Missionen. Dauerte dann doch ein wenig länger. Keine Probleme in der Basis. Dafür mit seiner schönen Klonin die plötzlich hinter ihm stand.
Die nachfolgende Diskussion beschreibe ich mal besser nicht ;-)

Ende

Geschrieben von Andreas Blome