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Heimkehr

2 - Fernweh

Ein ganz normaler Bremer Bürger findet sich in einem bekannten Umfeld wieder, das sich aber weit weg von seinem Zuhause befindet.

 

Sein Schädel brummte, als wenn er den Tag vorher ein Bier zuviel getrunken hatte. Und er lag auf dem Fußweg. Wie um alles in der Welt war er denn hier gelandet, fragte er sich und rappelte sich auf. Er befand sich genau vor dem Photoladen an der Domsheide und die Bilder von seiner Nichte, nebst dessen Freund, lächelten aus dem Schaufenster. Komisch war nur, dass niemand zu sehen war. Niemand, wirklich niemand war zu sehen. Auch keine fahrenden Autos auf der nahe gelegenen Kreuzung. Busse und Bahnen waren auch keine zu sehen.
Was war nur los? War das, an das er sich nebelhaft erinnerte, doch kein Traum gewesen? Hatte er wirklich ein außerirdisches Wesen zu dessen Heimat zurückgebracht? In einem Raumschiff? Quer durch das Weltall?
Demnach war er auf einem Taschenbücher Einkaufsbummel gewesen und war auf dem Rückweg zur Straßenbahn, einem auf dem Marktplatz gelandeten Raumschiff nebst einigen außerirdischen Wesen begegnet. Plötzlich wurde auf ihm von hinten Geschossen und ohne richtig nachzudenken, hatte er sich eines dieser außerirdischen Wesen geschnappt und war in dem Raumschiff verschwunden. Wie er es dann gestartet hatte, war ihm nicht mehr so ganz klar. Er konnte sich an das tiefschwarze und dunkle Weltall sowie eine große helle Sonne erinnern. Auch an einem Planeten, der mit zahlreichen Raumschiffen übersät war. Dort war er gelandet. Und dann? An mehr konnte er sich nicht erinnern.
Das Ganze erschien ihm nun irgendwie merkwürdig. Viel wahrscheinlicher war es, das er aufgrund des plötzlichen Atomalarms in Panik geraten und bis hierher gelaufen war. Und das er auf dem Gehweg liegend aufwachte, lag wohl eher daran, dass er durch die Aufregung bewusstlos geworden war.
Nicht weit lag auch seine Umhängetasche auf dem Boden. Mitsamt allen darin enthaltenen neu gekauften Taschenbüchern und auch dem vom Tag übriggebliebenen Apfel, wie er feststellte. Er hatte sogar keinerlei Druckstellen abbekommen, war aber an einigen Stellen doch etwas braun geworden. Er aß ihn gleich auf, da ihm knurrend vor Hunger der Magen grummelte.
Komisch war aber, dass er hier an der Domsheide der einzige Mensch war. Waren alle im nahe gelegenen Bunker untergekommen? War der Atomschlag bereits erfolgt oder kam er noch? Unwillkürlich sah er in den Himmel hinauf, aber von dort aus lachte ihn nur die Sonne an. Blauer Himmel mit einigen wenigen Wolken aber keine heranfliegenden Raketen. Wobei er die wohl auch gar nicht sehen würde, so schnell wären die dann hier. Immerhin sagte ihm der klare Himmel, dass ein Atomschlag bisher nicht erfolgt sein konnte. Denn dann wäre der Himmel mit einer oder mehreren pilzförmigen wolkenverhangen. Zudem hätte es schwere Schäden gegeben, die man unschwer übersehen hätte.
Langsam machte er sich auf den Weg zur Haltestelle der Straßenbahn. Um diese Zeit würde sie alle zehn Minuten fahren wusste er. Aber heute war es anders. Es kam gar keine. Es war auch keine zu sehen. Auch keine Busse, die hier am zentralen Knotenpunkt in Bremen recht zahlreich fuhren. Keine Menschen, keine Autos und auch keine Verkehrsmittel. Es war recht seltsam. Als sein Blick auf die Anzeigetafel der BSAG fiel, gab es dort nur die Anzeigen, in wie viel Minuten die nächsten Straßenbahnen ankommen würden. Seine Bahn in einer Minute. Aber ein Blick zurück in Richtung des Flughafens geworfen, zeigte ihm keine ankommende Straßenbahn. Aus Erfahrung wusste er aber, dass sie jetzt zu sehen sein müsste. Nachdem er rund eine halbe Stunde ausgeharrt hatte, wusste er, dass keine mehr kommen würde.
Er machte sich folglich zu Fuß auf den Heimweg. Es würde auf einen Fußmarsch von rund anderthalb Stunden hinauslaufen. Es wäre aber nicht das erste Mal, das er dies tat. In der Vergangenheit hatte es mehrmals die Notwendigkeit dazugegeben. Außer das es ein wenig Zeit benötigte, stellte es für ihn kein Problem dar. Er war gut zu Fuß unterwegs.
Für jemanden der außer einem Fahrrad kein weiteres Fortbewegungsmittel besaß, stellte ein längerer Fußmarsch kein großes Problem dar. Trotz der schweren Umhängetasche ging er flotten Schrittes in Richtung des Doms. Ein Blick nach rechts am Gerichtsgebäude vorbei zeigte ihm auch dort keinerlei Bewegung. Allerdings konnte er am Straßenrand vor der Kunsthalle parkende Autos sehen.
Auf dem Domshof angekommen sah er auch dort keine Menschen. Dumpf erinnerte er sich einer Demonstration, die hier stattgefunden hatte. Natürlich? Er war ja daran vorbei gegangen. Plötzlich stand ihm der Wortlaut eines der Transparente vor Augen. «Wir wollen Kontakt». Es hatte wirklich ein außerirdisches Raumschiff gegeben, das seit Tagen die Erde umkreist hatte und dieses war auch gelandet! Es war also alles wie in seiner Erinnerung, wahr gewesen.
Er hatte es vor sich gesehen. Und auch einen Außerirdischen, wenn ihm seine Erinnerung keinen Streich spielte. Aber genau das tat sie. Was war mit den Erinnerungsfetzen von einer hellen Sonne, dem tiefschwarzen Weltraum und Raumschiffen? Wahrscheinlich Erinnerungen aus den zahlreichen Fernsehberichten, die er gesehen hatte.
Die Teilnehmer dieser Demonstration waren nun verschwunden. Die Polizisten ebenfalls. Jede in der Nähe befindliche Person ebenso. Auch hier herrschte eine gähnende Leere. Nur er war noch hier. Er warf einen kurzen Blick in die Bank und die daneben befindlichen kleineren Geschäfte aber auch darin konnte er niemanden sehen. Aber sie waren offen! So als ob die Geschäftsinhaber und die Kundschaft die Geschäfte in Panik verlassen hatten. Allerdings konnte er keine umgerissenen Auslagen sehen. Die Geschäfte wirkten nur leer, nicht verwüstet.
Es sah ganz danach aus, als ob alle Bremer Bürger und Touristen doch Unterschlupf im Bunker unter dem Domshof gefunden hatten. Dessen Eingang war allerdings geschlossen. Aber es war unwahrscheinlich, dass nur er selbst den Weg dort hin nicht geschafft hatte. Der Wahrscheinlichkeit nach hätten noch weitere Personen außerhalb des Bunkers anzutreffen gewesen sein müssen. Dass er anscheinend der Einzige zu sein schien, war extrem unwahrscheinlich. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht!
Auch als er die Wallanlagen hinter sich gebracht hatte, war nichts zu sehen. Kein Auto fuhr auf den Straßen. Parkende Autos gab es jedoch reichlich. Selbst dort, wo sie eigentlich nicht hätten parken dürfen. Er blieb kurz stehen, als ihm etwas auffiel. Er lauschte und hörte nichts! Absolut nichts! Es gab keinerlei Umgebungsgeräusche außer dem leichten Windzug und seinem leichten Tinnitus, den er in den Ohren hörte. Keine Vögel, die zwitscherten, keine schwimmenden Enten im Wallgraben die leise schnatterten. Er ging langsam weiter und sah auch nirgends eine Katze herumstreunen. Es hatte ganz den Eindruck, dass er wirklich der einzige Mensch außerhalb des Bunkers war.
Aber das konnte nicht sein! Innerhalb von zehn bis zwanzig Minuten nach ertönen der Sirenen konnten es unmöglich alle Menschen innerhalb der näheren Umgebung in den Bunker unter dem Domshof geschafft haben. Beziehungsweise, es würden ihn gar nicht alle Aufsuchen. Eine Panik wäre viel wahrscheinlicher. Zudem sagte ihm seine etwas verschwommene Erinnerung, dass der Bunker noch verschlossen war, als die Sirenen ertönten.
Aber wohin sollten so viele Menschen denn verschwunden sein? Er konnte sich da keinen Reim drauf machen. Leicht schnaufend ging er weiter. Er hatte immer noch Hunger und die Sonne brannte recht heiß herab. Dann erreichte er die nächste Hauptstraße. Kein Auto fuhr vorbei. Normalerweise fuhren hier nachmittags viele Autos von der Hochstraße kommend vorbei. Er wartete trotzdem auf die nächste Grünphase der Fußgängerampel und überquerte die Straße. Dabei blitzte kurz ein Blitzlicht auf. Der Starenkasten hatte anscheinend eine Fehlfunktion, denn außer ihm selbst bewegte sich hier ja nichts.
Nun hatte die Verkehrssicherheit die Geschwindigkeitsübertretung eines Fußgängers beim Überqueren einer Straße bildlich dokumentiert. Er war schon gespannt, wie man ihn anhand nur des Bildes ausfindig machen wollte, denn ein Nummernschild trug er ja nicht am Körper.
Knapp vor der Bahnlinie fiel ihm an der dortigen Ampelanlage auf, das sie anscheinend ebenfalls fehlgeschaltet war. Sie zeigte für Autofahrer und Fußgänger immer dieselbe Farbe an. Die Schaltzyklen schien sie dabei, aber weiterhin einzuhalten. Kopfschüttelnd und trotzdem vorsichtig überquerte er die Kreuzung. Knapp vor dem Bahnunterführung saß niemand an den zusammengeschmolzenen Tischen des dortigen Cafés. Verwirrt blieb er stehen und betrachtete die geschmolzenen Tische, die von normalen Stühlen umgeben waren.
Stühle und Tische waren augenscheinlich aus Plastik, aber warum waren dann nur die Tische geschmolzen? Und wie? Die Sonne schien zwar heiß vom Himmel herab aber nicht so heiß, das Plastik zu schmelzen beginnen konnte. Dann fielen ihm kleine Metallbehälter oben auf den geschmolzenen Tischen auf. Eine heiße Kerze, die ausgelaufen war und das Plastik geschmolzen hatte? Auf allen Tischen gleichzeitig? Wenn, dann hätte ein Loch entstehen müssen.
Das musste er sich näher ansehen. Auch wenn niemand im Café zugegen war, kletterte er über den Zaun und befand sich auf den etwas höhergelegenen Außenbereich des Cafés. Näher betrachtet waren es Reste der Kerzenhalter. Aber diese Behältnisse waren nur zusammengeschmolzen. Es gab sogar vereinzelte Kerzenreste in ihnen. Sie konnten damit das Schmelzen des unter ihnen befindlichen Tisches nicht verursacht haben. Aber was schmolz ausschließlich einen Tisch umgeben von Stühlen, die unversehrt blieben?
Er kletterte zurück über den Zaun auf den Gehweg. Vor ihm lag nun der Eisenbahntunnel und je weiter er ihn betrat, umso mehr schnaufte er. Das Gehen fiel von Schritt zu Schritt schwerer. Am anderen Ende des Tunnels ging er langsam und gebückt. So als ob eine große Last auf ihm lag. Als die Sonne wieder auf ihn herab schien, torkelte er zur Seite und stürzte auf den Rasen. Völlig erschöpft blieb er liegen. Was war mit ihm passiert? Vor dem Tunnel hatte er sich noch völlig normal gefühlt. Und kaum fünfzig Meter weiter fehlte ihm die Kraft zum Gehen?
Da er sich zum Aufstehen noch zu schwach fühlte, drehte er sich auf den Rücken. Das Gras unter seinen Handflächen fühlte sich weich an. Und irgendwie nicht natürlich! Eher wie weiches Plastik. Kunstrasen? Hier gleich neben der Eisenbahnüberführung? Sparte Bremen nun auch schon an den Gärtnern und legte künstliche Rasenflächen aus?
Einige Minuten blieb er auf dem künstlichen Rasen liegen und sah zu den Wolken hoch. Wie schon in seiner Jugendzeit versuchte er, Formen in den Wolken zu erkennen. Ihm fiel auf, dass sich die Wolken nicht bewegten. Das war ungewöhnlich. Er richtete sich wieder auf. Es fiel ihm nicht so leicht wie sonst.
Es fiel ihm immer schwerer, vorwärtszukommen. Immer wieder pausierte er. Er war doch nicht krank? Selbst das Atmen fiel schwer. Konnte es die Schwerkraft sein, die ihm zu schaffen machte? Wenn es nicht so unwahrscheinlich wäre, würde er sagen, dass sich die Schwerkraft im Tunnel Schritt für Schritt erhöht hatte. Aber wie sollte das gehen? Künstliche Schwerkraft gab es nur in Science Fiktion Filmen. Aber auch nur dort gab es Raumschiffe! Und eines gab es mit Sicherheit. Wo war es eigentlich geblieben, fragte er sich. Da er es auf dem Marktplatz nicht mehr gesehen hatte, musste es gestartet sein. Nachdenklich geworden blieb er stehen. Weitergehen wurde immer schwieriger und zeigte ihm ganz deutlich, das etwas ganz und gar nicht stimmte.
Er ging zum Tunnel zurück und achtete darauf, was sich änderte. Das Gehen wurde von Schritt zu Schritt wieder leichter. Ein Versuch in der anderen Richtung bestätigte seine Vermutung. Irgendetwas veränderte im Tunnel die Schwerkraft. Das bedeutete aber auch, dass hier gerade etwas passierte, was es so auf der Erde nicht geben konnte.
Auf dem Weg zurück durch den Tunnel überdachte er seine Möglichkeiten. Er schien sich real in seiner Heimatstadt aufzuhalten, aber er kam aus der Stadtmitte nicht heraus. Er würde es gleich mal beim nächsten Tunnel am Bahnhof versuchen, aber sein Gefühl sagte ihm schon jetzt, das es auch dort zu diesem merkwürdigen Phänomen kommen würde.
Und tatsächlich. Es war nur ein Fußmarsch von knapp fünf Minuten bis zum Bahnhof, vorbei am alten Postamt. Und auch dort, inmitten des Tunnels erhöhte sich die Schwerkraft immer mehr. Sodass kaum hinter dem Tunnel das Gehen fast unmöglich wurde. Er hatte noch nicht ausprobiert, wie es wäre, wenn er einfach weitergehen würde. Aber das schien ihm nicht ratsam zu sein. Er wollte sein Glück nicht herausfordern.
Er kehrte zum Bahnhofsvorplatz zurück. Er konnte, um nach Hause zu kommen, noch über den Dobben zurück oder quer durch den Bahnhof. Inmitten der Leere der Umgebung ging er zum Eingang des Bahnhofs. Direkt neben dem Eingang gab es einen kleinen Verkaufsstand, wie er sah. Und er hatte Hunger. Mal sehen, was er dort bekommen konnte. Mit gefüllten Magen überlegte es sich besser. Erdbeeren und Kirschen gab es am Verkaufsstand. Aber niemanden der sie verkaufte. Er nahm eine Schale mit Erdbeeren, legte die Summe, die auf dem Preisschild stand auf die Theke, und aß sie auf. Schmeckten hervorragend.
Dann betrat er den Bahnhof. Er war leer! Nicht nur das keine Menschen anwesend waren, es waren auch keine kleinen Läden vorhanden. Normalerweise befanden sich recht und links vom Eingang noch diverse Verkaufsläden. Nun befand sich dort nur Leere! Nicht nur das die Läden nicht existierten, es gab auch keine sie abgrenzenden Wände oder Decken! Der Bahnhof war komplett hohl!
Wie lange er hinter dem Eingang stand, konnte er nicht sagen, aber es mussten einige Minuten gewesen sein. Wenn es jetzt noch eines Hinweises auf Ungereimtheiten bedurfte, nun waren sie dahin. Dieses Bremen war nicht das Bremen, das er kannte.
Er verließ den Bahnhof und nahm sich noch eine Schale Erdbeeren vom Verkaufsstand. Da er diesmal von der anderen Seite her kam, sah er diesmal den rückwärtigen Teil davon. Auch hier viel ihm sofort aus, das er unfertig wirkte. Eigentlich hätte dort ein kleines Regal sein müssen, wo der Verkäufer kleine Plastiktüten und auch seine Kasse liegen bzw. stehen, hatte. Dort war aber nichts! Kein Regal, keine Plastiktüten und auch keine Kasse.
Er nahm sich sein vorhin dort abgelegtes Geld wieder und lief quer über den Bahnhofsvorplatz zu McDonalds rüber. Von außen betrachtet wirkte es so, wie er es vom Vorbeigehen her kannte. Diesmal betrat er den Verkaufsraum und auch hier herrschte nur gähnende Leere. Sein Blick reichte aufwärts bis zum Dachfirst. Keine weiteren Etagen über ihm. Diese Leere im Gebäude erstreckte sich bis zur benachbarten Hochstraße, die er durch die dortigen Fenster sehen konnte. Wo waren all die Geschäfte hin? Von außen gab es sie den Fenstern und Beschriftungen nach.
Er trat wieder nach draußen und ging einige Schritte am Gebäude entlang bis zum nächsten Geschäftseingang. Dem irischen Pub. Hinter der Eingangstür keine Treppe. sondern nur ein leerer großer Raum. Es gab keinen Pub! Es gab kein McDonalds! Es gab keinen Bahnhof? Es gab ihn selbst, einige Gebäude, die von außen betrachtet normal aussahen, es gab Erdbeeren, die man essen konnte. Es gab keine weiteren Menschen, keine Tiere.
Es gab gar kein reales Bremen!
Er fiel mehr zu Boden, als das er sich setzte. Tränen stiegen ihm in die Augen, als ihm immer mehr klar wurde, das er sich überhaupt nicht auf der Erde befand. Die Erinnerungen, die er hatte, schienen wahr zu sein. Das mit dem gelandeten Raumschiff, dem angeschossenen Alien, dessen Rettung und der Landung auf dem fremden Planeten. Es musste alles wahr gewesen sein. Keine eingebildete Erinnerung verursacht durch den Schock des Atomalarms.
Er war gar nicht auf der Erde. Und er war auch nicht in seiner Heimatstadt. Es war so etwas Ähnliches wie ein Zoo. Nur sehr viel Größer. Er war hier auch der einzige Mensch. Die Aliens hatten anscheinend extra für ihn einen Bereich geschaffen, der optisch dem entsprach, dass sie als seine natürliche Umgebung ansahen. Nahrung bereitzustellen, die aussah wie das was erkannt, schien für sie kein Problem zu sein. Die Erdbeeren sahen nicht nur wie Erdbeeren aus, sie schmeckten auch so. Nur bei den Gebäuden hatten sie nicht genügend Informationen gehabt. Das äußere Aussehen stimmte, aber von den inneren Aufteilungen hatten sie nichts mitbekommen. Daher fehlte es.
Dieser Bereich schien allerdings recht groß zu sein. Wenn er annahm, dass sein Aufwachort an der Domsheide der Mittelpunkt war, so reichte er rund zwei Kilometer weit. Ein kreisrunder Bereich mit knapp vier Kilometer Durchmesser?
Nach Hause konnte er nicht mehr. Schluchzend barg er den Kopf zwischen den Knien. Er hatte es sich nicht so vorgestellt bzw. er hatte sich überhaupt nichts vorgestellt gehabt, als sich das angeschossene Alien schnappte und mit ihm im Raumschiff verschwand. Er war dem Atomschlag entkommen aber zu welchem Preis?
Sein Zuhause gab es aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Sein Haus weg, Bremen weg, Familie weg. Alles im Atomschlag verdampft und bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Dort gab es nichts mehr, wohin er zurückkehren könnte. Und selbst wenn, wie sollte er es bewerkstelligen?
Nein, sein zukünftiges Zuhause war nun hier. In der Nachbildung der Bremer Innenstadt.

Ende

Geschrieben von Andreas Blome