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Der Oberste

Ringwelt 7

Im siebten Teil erreicht eine Flotte der Noldok die Ringwelt. Es ist ihre alte Heimat und der Oberste der Flotte ist begierig nach den dort vermuteten Humanoiden.

 

Voller Erwartung betrachtete der Oberste die vertraute alte Heimat. Ein Anblick, der ihm lange entgangen war. Zu lange, wie er befand. Genüsslich schlürfte er vom aufbereiteten grünen Fluid. Er kehrte heim. Allerdings auch mit einem etwas mulmigen Gefühl. Vor einiger Zeit brachte die Flotte ein fremdes Raumschiff auf und trotz der Tatsache, dass dessen letztes Besatzungsmitglied die Computer und Datenspeicher zerstörte, war es den Mittleren gelungen, einen Koordinatensatz teilweise zu rekonstruieren. Und das, was man rekonstruierte, glich einem Bestandteil, der im Hauptcomputer sofort einen Alarm auslöste. Denn der gefundene Koordinatenbestandteil war ein Teil der Koordinaten, die das Heimatsystem definierten.
Dazu kam die Tatsache, dass dieses aufgegriffene Fremdwesen, körperlich dem alten verhassten Feind ähnelte. Vielleicht war es sogar einer gewesen. Die Entnahme seiner Erinnerungen widersprach allerdings dieser Ansicht. Demnach kannte dieser Fremde die Noldok nicht. Ein vom alten Feind abgespaltenes unbekanntes Zweigvolk vielleicht? Es war noch unklar. Zumindest einen guten Kampf lieferte er ihnen. Auch wenn dieser von vornherein aussichtslos war, so hatte er doch eine ausreichende Menge an Daten geliefert. Untere und Mittlere hatten diese analysiert und der Oberste beruhigte sich aufgrund dessen ein wenig. Dieser mutmaßliche Feind entsprach kaum denen der alten Feinde. Er schien doch von einen ihnen, noch unbekanntem, Zweigvolk des alten Feindes abzustammen.
Der Oberste bedauerte, unter dem Einfluss des roten Fluids des Gefangenen, dessen frühzeitigen Tod während der Sondierung verantworten zu müssen. Allerdings auch nur sich selbst gegenüber, denn Mittlere und Untere waren nicht zugegen gewesen. Trotzdem bedauerte er den Verlust von Informationen, die er durch eine weiterführende Sondierung gewonnen hätte. Aus den erhaltenen Sondierungsdaten hatte er auf weitere Menschen, wie sich der Gefangene selbst begriff, geschlossen. Diese weiteren Menschen bedeuteten weiteres rotes Fluid für den Obersten. Der Gedanke es mit Mittleren oder gar Unteren zu teilen kam ihm nicht. Alles, was unter ihm war, betrachtete der Oberste als Diener.
Diese, seine Diener, hatten das fremde Raumschiff komplett zerlegt, um dessen Besonderheit, den Hyperraumantrieb zu analysieren. Trotz fehlender Computerdaten waren die Materialteile sehr aufschlussreich. Aber es hatte viele Jahre des Unterlichtfluges zu ihrem Ziel gebraucht, um die Funktionsweise des Hyperraumantriebes zu entschlüsseln. Um ihn zu bauen und anzuwenden brauchte es allerdings Materialen, die der Flotte des Obersten nicht zur Verfügung standen. Ein Problem, das er in der alten Ringstation, eventuell lösen konnte.
Bisher hatte zwar noch niemand auf seine Rufe geantwortet, aber immerhin existierte die alte Ringstation noch. Was hatte das fremde Raumschiff hier gewollt? Und warum war es nur mit einem Besatzungsmitglied von hier aufgebrochen? Bedeutete es, dass die weiteren Menschen, dessen Existenz der Oberste aus dem Gedächtnis des Fremden extrahiert hatte, noch hier waren?

***

Vorsichtig lavierte er zwischen den anderen Mittleren im Führungsschiff des Obersten von einer Analysestation zur anderen. Er hatte mehrere Projekte laufen, die sich hauptsächlich mit dem Raumschiff des Fremden befassten. Aber eine Analyse davon durfte, außer ihm, niemand mitbekommen. Er hatte durch zufall, Spuren eines rötlich gefärbten Fluids gefunden. Und die analysierte er nun zwischen all seinen anderen Analysen. Es gab immer wieder Versuche der Unteren und teilweise auch der Mittleren, das maschinell hergestellte grüne Fluid durch biologisch erzeugtes rotes Fluid zu ersetzen. Da Letzteres süchtig machte, war es in der Flotte derzeit verboten.
Da in der Flotte ein Mittlere jeden anderen Mittleren auch als Nebenbuhler um die Macht ansah, verschob er diese eine bestimmte Analyse, jedes Mal auf eine andere Analysestation, sobald er die derzeitig verwendete, wechselte. Um sich dort dann, einer seiner weiteren Analysen zu widmen. Es war ein Prinzip, das ihn von einem Untersten zu einem Mittleren gemacht hatte. Wichtige Informationen mussten sich laufend bewegen. Nur dann blieben sie sicher und nur ihm zugänglich.
Während er konzentriert arbeitete, ließ er die anderen anwesenden Mittleren, niemals aus den Augen. Eine tödliche Injektion mit einer Nadel war schnell verabreicht, und wenn es geschickt gemacht wurde, gab es einen Anwärter auf den Obersten weniger. Natürlich nur, wenn man selbst nicht, als Verursacher ausgemacht wurde. Er war da kreativer und dies zeigte sich wenig später. Ein gerade hereingekommener Mittlerer beanspruchte eine Analysestation und hatte dort kaum mit der Arbeit begonnen, als er zu taumeln begann.
Das an der Analysestation hinterlassene Kontaktgift hatte eine verzögernde Wirkung und war absolut tödlich. Um diesen Todesfall nicht mit ihm selbst in Verbindung bringen zu können, hatte er den Raum rechtzeitig verlassen. An einer anderen Analysestation, in einem benachbarten Raum, hörte er nur dumpf, wie das Stahlschott den Raum mit dem inzwischen toten Mittleren blitzartig verschloss. Er würde somit auch kein Bestandteil der dort nun folgenden Untersuchung werden.
Ein Blinken teilte ihm mit, das die im Hintergrund laufende Analyse, ein erstes Ergebnis gebracht hatte. Da nur ein weiterer Mittlerer den Raum mit ihm teilte, rief er das Ergebnis auf. Der andere Mittlere konnte es nicht sehen. Ansonsten hätte er dieses Ergebnis, für sich ausgenutzt. Das Ergebnis überraschte ihn dermaßen, dass er leicht zu zittern begann. Es war biologisches rotes Fluid. Und es stammte vom alten Feind, aber der war seit langen ausgerottet. Wie kam es an Bord dieses Schiffes?
Es konnte nur vom Aufgegriffenen und eroberten, fremden Raumschiff stammen. Aber dies war laut den Informationen leer gewesen, bis auf zahlreiche Roboter, die den eindringenden Unteren einen harten Kampf geliefert hatten. Keiner der Unteren, die bei den Angriffen dabei gewesen waren, hatte überlebt. Das gab ihm jetzt zu denken. Es sah ganz danach aus, dass die Informationen über das fremde Raumschiff, nicht ganz der Wahrheit entsprachen. Das eroberte Raumschiff glich zwar keinem Raumschiff des alten Feindes, aber es schien zumindest, nicht nur eine Roboterbesatzung gehabt zu haben.
Das würde aber auch bedeuten, dass der Oberste dafür gesorgt hatte, dass keiner der Unteren etwas berichten konnte und zum anderen musste das rote Fluid von einem Lebewesen stammen. Der Oberste schien sich das rote Fluid, des oder der Lebewesen, angeeignet zu haben. War er süchtig danach? Der Mittlere bekam das Zittern seines Körpers zwar in den Griff, aber die gedanklichen Konsequenzen aus der Analyse, machten ihn weitaus mehr zu schaffen.

***

Während die Flotte sich der alten Heimat näherte, überlegte der Oberste, wie er die wahrscheinliche Anwesenheit von weiteren Menschen, in der Ringwelt offenbaren konnte, ohne einen Hinweis auf den ehemaligen Gefangenen zu liefern. Es war nicht gut, wenn Mittlere davon Kenntnis erhalten würden. Er war zwar der Oberste der Flotte, aber auch er war einmal ein Mittlerer gewesen, der das Ziel hatte, der Oberste zu werden. Es war ihm gelungen, als der damalige Oberste einen entscheidenden Fehler begangen hatte. Dies sollte ihm nicht passieren.
Wenn es so weit war, würde er selbst seinen Abgang bewerkstelligen. Einen Abgang, der in die Geschichte der Noldok eingehen würde. Ihm sollte ein Fehler, wie es dem Obersten dieser Flotte vor ihm passiert war, nicht unterlaufen. Nach ihm sollte kein weiterer Oberster diese Flotte führen. Eine letzte glorreiche Schlacht schwebte ihm vor. Nur brauchte es dazu eines Gegners.
Dies gewährleistete er, indem er die Daten zwar nicht manipulierte, aber drastisch reduzierte. Letztendlich war es eine optimale Vorgehensweise, denn nur er als Oberster, hatte Zugriff auf alle Informationen und entschied über die Flotte. Untere und Mittlere, die zu viel an Wissen sammelten, wurden von ihm kompromisslos eliminiert. Niemand sollte seine Führung auch nur in Frage stellen können. Diese Vorgehensweise hatte ihn nun eine recht lange Zeitspanne, als der Oberste dieser Flotte, eingebracht. Und er war natürlich nicht gewillt, dies zukünftig überhaupt in Frage stellen zu lassen.
Da die Ringstation nicht auf seine Rufe antwortete, schickte er einen Unteren mit einem Scanner zur Nabe. Er sollte auf den dortigen Nabenraumhafen landen und versuchen, einen direkten Kontakt zur KI herzustellen. Und auch herausfinden, warum keine Noldok anwesend waren. Denn es gab immer Noldok, die sich hier aufhielten. Zumindest diese hätten sich melden müssen. Aus der Tatsche heraus, dass er aber keine Antwort bekam, schloss er, dass sich derzeit keine Noldok in der Ringstation aufhielten. Nicht nur das war schon ungewöhnlich, sondern auch das sich die KI nicht meldete. Was hatten diese Menschen dort angerichtet?
Nichts! Niemand, nicht einmal diese Flotte, konnte diese Ringstation inhaltlich gefährden. Zerstören ja, aber die KI beeinflussen oder gar vernichten, war nicht möglich. Wenn sie sich nicht meldete, musste es einen Grund dafür geben. Einen sehr guten Grund, denn sie war den Noldok verpflichtet und konnte sich dem auch nicht entziehen. So war sie erdacht, gebaut und konfiguriert worden. Hier war also etwas Entscheidendes geschehen. Nur was?
Die Ringstation hatte noch immer die errechnete Umlaufbahn. Auch ansonsten hatten sich keine Parameter verändert. Der Oberste wartete ungeduldig auf die ersten Daten vom Scanner. Und als sie der Unterste aus dem Scanner an seine Analysestation sendete, wurde es noch kurioser. Der Scanner fand den Nabenraumhafen, voll mit birnenförmigen Raumschiffen. Allerdings waren sie größtenteils zerstört. Von einer Besatzung dieser Raumschiffe fand sich bisher noch keine Spur. Der Oberste vermutete einen Überfall einer ihm unbekannten Rasse, die aber von den Noldok der Ringwelt zurückgeschlagen wurde. Aber warum standen die zerstörten Raumschiffe noch auf dem Nabenraumhafen und waren nicht einer Verwertung zugeführt worden? Es brauchte mehr an Daten.
Zur weiteren Auswertung orderte der Oberste einige der effizientesten Mittleren zu sich in einen Raum. Es befriedigte ihn, als er sah, wie sie zügig an den Analysestationen zu arbeiten begannen und ihn so gut sie konnten, zu ignorieren versuchten. Die Daten des Scanners flossen nun kontinuierlich in diesen Raum hinein, wo sie sofort weitergehenden Analysen unterzogen wurden. Er selbst stand in seinem Xeno-Telephath abseits und beobachtete die Ergebnisse. Ab und zu hob und senkte er eines der Beine und verursachte damit jedes Mal einen schnelleren Arbeitsvorgang bei den Mittleren. Sie befürchteten, dass er den am ineffizientesten arbeitenden Mittleren, einfach zertreten würde. Einen Augenblick lang erwog er dieses auch. Aber dann bekam er ein Analyseergebnis geliefert, das ihn augenblicklich in Rage versetzte.

***

Der Oberste war wütend auf den Mittleren, der ihm die Nachricht überbringen musste, dass die KI der alten Ringstation fehlte. So wie alle anderen Mittleren, duckte auch er sich. Es war nicht unwahrscheinlich, dass der abgefragte Mittlere, gleich sein Leben verlieren würde.
«Was heißt ABWESEND?», fragte der Oberste laut nach und betonte die Ungewöhnlichkeit, in der überbrachten Mitteilung deutlich. «Eine KI dieser Größenordnung kann nicht ABWESEND sein!»
Kurz darauf spritzte grünes Fluid durch den Raum. Verstohlen sah der Mittlere, wie einige wenige Mittlere, es mit ihren Tentakeln aufnahmen. Er selbst hielt sich, wie die meisten anderen Mittleren auch, eisern zurück. Zu ihrem und seinem Glück, denn auch, wenn der Oberste wütend war, so nahm er doch den Missbrauch wahr und ahndete ihn sofort. Weiteres Fluid besprengte seinen Körper. Er begann zu zittern, als er mitbekam, dass nicht nur die Mittleren getötet wurden, die den Missbrauch getätigt hatten, sondern auch benachbarte Mittlere.
Das Zittern ließ nur unmerklich nach, als der Oberste den Raum verließ. Eine ganze Weile vermochte sich kaum ein überlebender Mittlerer zu bewegen. Diese Wut war ungewöhnlich heftig gewesen und er betrachtete sie als eine Auswirkung, der Sucht nach dem roten biologischen Fluid, dem sich der Oberste ausgesetzt hatte.
Seine Analysestation meldete ein weiteres Ergebnis. Er transferierte es zu einer Analysestation in einen benachbarten Raum, um dort weiter zu arbeiten. Dort wurde er durch das vergossene Fluid der anderen Mittleren, nicht abgelenkt. Um zum Obersten dieser Flotte zu werden, musste er seinen logischen Verstand behalten. Ablenkung jeglicher Art, war da fehl am Platz. Er hatte neben den Daten des Scanners, auch Daten von den Welten dieses Sonnensystems abgefragt. Außer das nirgends eine Aktivität gab, die auf die Anwesenheit von Noldok hindeuten würde, gab es doch eine Information von einer der Welten. Eine schwebende Sammlereinheit, in dessen Atmosphäre war implodiert. Den Daten nach aus Materialermüdung. Es gab da aber noch ein Überwachungsbild von ihr, dass ein kleines fremdes Raumschiff zeigte.
Mit dem Fund des roten Fluids, des fremden aufgebrachten Raumschiffs, dem Bild, das die Sammlereinheit aufgenommen hatte, würde es darauf hindeuten, dass es in der Ringwelt, den alten Feind gab. Und der Oberste wusste davon! Wie konnte er nun dieses Wissen nutzen? Was nicht dazu passte, war die Anwesenheit der zahlreichen birnenförmigen Raumschiffe im Nabenraumhafen. Aber deren Zustand wies daraufhin, dass sie bereits einige hundert Jahre dort standen. Sie hatten demnach zeitlich einen ganz anderen Hintergrund.
Ein Signal teilte ihm mit, dass es Zeit wurde, wieder einmal die Analysestation zu wechseln. Er verschob die laufenden Aufgaben, auf ein anderes Terminal und machte sich auf den Weg dorthin. Dabei beobachtete er genau, was andere Mittlere taten. Ihre Aufgaben konnte er nicht sehen, da sie genau handelten, wie er selbst auch. Aber er merkte sich, welcher Mittlerer, an welcher Analysestation arbeitete. Und da seine neue Analysestation sich derzeit am anderen Ende des Raumschiffes befand, konnte er auf dem Weg dorthin, eventuelle Häufungen der Mittleren feststellen.
Solche Häufungen waren oft ein Hinweis auf Anschläge untereinander. Als er seine neue Analysestation erreichte, waren nur drei weitere Mittlere im Raum. Untere wuselten allerdings weitaus zahlreicher herum. Sie wurden als Dienstboten, Versuchskaninchen, Nahrungsbringer usw. genutzt. Eine normale Umgebung, aber trotzdem blieb er vorsichtig. Anschläge konnte es immer geben. Eine weitere seiner Aufgaben wurde fertig. Sofort sendete er das Ergebnis an den Obersten, zog sich aber heimlich eine Kopie davon, die er an eine weit entfernte Analysestation verschob. Dann machte er sich auf den Weg dorthin. Immer in Bewegung bleibend.
An der neuen Analysestation angekommen, sichtete er das Ergebnis genau. Es zeigte erneut, dass die zentrale KI der Ringwelt, abwesend war. Materialmäßig vorhanden, aber ohne Geist darin konnte man es beschreiben. Aber das bereits bekannt. Unbekannt bisher war, dass alle Regionseinheiten nicht zugänglich waren. Nur von der Regionseinheit Pryrr gab es zumindest ein Rückkopplungssignal. Darauf konnte er vielleicht aufbauen. Er konfigurierte seine derzeitige Analysestation um und gab dann eine Statusabfrage ein. Die Antwort kam sofort. Verwirrte ihn aber, denn sie besagte, dass Regionseinheit Pryrr derzeit inaktiv arbeitete. Ein Widerspruch in sich. Auch dieses Ergebnis übermittelte er sofort an den Obersten, denn eine Verzögerung von Antworten, wurde mit dem Tod geahndet.

***

Er zitterte, als er die Nahrung an den Mittleren reichte. Als Unterer war er nur in der Masse sicher. Aber nun stand er alleine neben einem Mittleren und reichte ihm Nahrungsbrocken. Eine mehr als gefährliche Lage für ihn. Er hatte schon Mittlere gesehen, die Untere töteten, wenn ihnen ein Nahrungsbrocken nicht schmeckte. Er hoffte, dass er eine gute Auswahl getroffen hatte. Als er den letzten Nahrungsbrocken überreicht hatte, verschwand er augenblicklich. Um nicht von einem anderen Mittleren gerufen zu werden, täuschte er eine neue Aufgabe vor. Auf einem Umweg erreichte er wieder die Larvenkrippe, von der aus, er zu einer Besorgung geschickt worden war. Den Umweg deswegen, um eben diese Besorgung auch machen zu können.
Hier in der Larvenkrippe verschwand er als Einzelgänger in der Masse der Unteren. Nur Larven gab es mehr als Untere. Aber auch diese hatten hier, außer dem Obersten, nichts zu befürchten. Sie wurden gehegt und gepflegt. Eine Aufgabe, die er als Unterster liebte. Bei dieser Aufgabe war gewährleistet, dass er sich zu einem Mittleren entwickeln konnte. Aus diesem Grund zog es sehr viele Untere zur Larvenkrippe. Leider wurden immer wieder Untere aus der Larvenkrippe für Aufgaben außerhalb abgerufen. Und ein Verweigern war tödlich. Am sichersten war es, inmitten der Masse der Untersten, sich um die Larven zu kümmern.
Erst als sein direkter Nachbar, beim Füttern einer Larve, von einem Metallfuß zermalmt wurde, verharrte der Unterste urplötzlich. Jede Bewegung konnte sich als falsch und damit tödlich erweisen. Er verfolgte mit, wie ein Tentakel nach einer Larve griff und sie emporhob. Kurze Zeit später hörte er ein Schmatzen und einige Reste der Larve fielen wieder herab. Der Tentakel senkte sich noch einige Male und dann endlich hob sich der Metallfuß wieder. Ein verschmierter Unterer blieb klebend in der Larvenkrippe zurück. Sofort begann er mit der Reinigung und war glücklich, dem Tod nochmal entronnen zu sein.
Es war der Oberste, der sich einige der Larven einverleibt hatte. Ausschließlich er konnte dies tun, denn es war lebensnotwendig für ihn. Die Larven produzierten in ihren Körpern ein Enzym, das der Oberste für seine erweiterten Fähigkeiten benötigte. Für Mittlere und Untere war es tödlich, das Larvenfleisch zu verköstigen. Dasselbe Enzym, das der Oberste benötigte, tötete Mittlere und Untere. Aber eben, weil es eine tödliche Wirkung hatte, verschwanden immer wieder tote Larven aus einer Larvenkrippe über falsche Wege. Mittlere gewonnen so ihre Gifte für den Konkurrenzkampf untereinander. Aber es gab immer mehr Larven als Untere an Bord eines Raumschiffes.
Verantwortlich dafür waren die weiblichen Noldok im Inneren der Larvenkrippe. Sie gebaren unablässig Larven. Natürlich sahen sie es nicht gerne, wenn sich der Oberste an den lebenden Larven genüsslich tat. Sie konnten aber nicht viel dagegen tun. Die erweiterten Fähigkeiten bei einem Obersten waren lebensnotwendig für das Überdauern in der Zeit. Es musste erduldet werden, solange es im normalen Rahmen blieb. Leider schienen Oberste im Laufe der Zeit, einen mehr als normalen Geschmack an Larven zu bekommen. Dann wurde es Zeit für die weiblichen Noldok entsprechend einzugreifen.

***

Frisch gestärkt stapfte der Oberste aus der Larvenkrippe heraus und gab einem Teil der Flotte den Befehl, die Birnenraumschiffe in einem Teil des Nabenraumhafens zu zerstrahlen. Er brauchte Platz, um die Flotte dort zu stationieren. Der Aufklärer befand sich noch immer dort und analysierte die Lage weiterhin. Während Mittlere die Datenströme sichteten und aufbereiteten, dacht er über die weiteren Schritte nach. Die Freilegung eines Landeplatzes, für die Flotte, war nur ein Schritt auf diesem Weg. Nachfolgend musste rausgefunden werden, warum und wieso die KI der Ringwelt 'Abwesend' war. Und warum gab es keine Verbindung zu den Regionseinheiten in der Torusebene, bis auf eine, die ihren Status aber als inaktiv bezeichnete.
Über eine telepathische Verbindung beobachtete der Oberste die Vorgehensweise der Teilflotte, die in den Nabenraumhafen einflog. Nur dafür hatte er einige Larven ausgeschlürft. Er brauchte für diese Verbindung eine Menge von dem speziellen Enzym, das Larven produzierten. Auch wenn der Xeno-Telephath unterstützend wirkte. Ohne das spezielle Enzym der Larven war die Entfernung einfach zu groß, denn sein Führungsraumschiff blieb sicherheitshalber zurück. Ein verirrter Strahlenschuss von einem Angriffsraumschiff hatte schon des Öfteren einen Wechsel des Obersten einer Flotte verursacht. Das galt es natürlich, zu vermeiden.
Die Teilflotte flog in den Nabenraumhafen ein und begab sich zu den Koordinaten an, die er ihr vorher übermittelt hatte. Normalerweise würde man die Materialen der Birnenraumschiffe einer weiteren Verwendung zuführen, aber dem Obersten fehlte dazu die Zeit. Er brauchte schnellstens Ergebnisse über die Situation in der Ringwelt. Und die bekam er am besten, wenn er direkt von einer der Nebenzentralen der Ringwelt aus agierte. Und damit er die Flotte unter Kontrolle behielt, musste sie landen. Und dafür zerstrahlte die Teilflotte nun zahlreiche Birnenraumschiffe in einen kleinen Bereich des Nabenraumhafens.
Anschließend ließ er auch die restliche Flotte dort landen und gab Befehl einen Lebensbereich zu aktivieren. Nur die Raumschiffe würden auf dem Nabenraumhafen zurückbleiben. Alle Noldok begannen in der nächsten Zeit, die Raumschiffe zu verlassen und ihre alte Heimat neu zu beleben. Wenn auch anfangs nur einen kleinen Lebensbereich, innerhalb der Nabe. Von hier aus wollte der Oberste auch der Frage nachgehen, ob sich der alte Feind in der Ringwelt aufhielt. Davon sollten aber Mittlere keine Kenntnis erhalten. Aber darüber machte sich der Oberste wenig Gedanken. Mittlere hatten zu gehorchen, ansonsten starben sie.

***

Es herrschte Aufruhr unter den Mittleren, denn an Bord des Raumschiffes wusste jeder, um seinen Platz Bescheid. Hier an Bord der Ringwelt, in einem der zahlreichen Lebensbereiche, war alles offen. Die Anschläge, um die Rangfolgen wurden heftiger. Schon während des Umzuges und auch einige Zeit danach. Auch er hatte eine Vielzahl von Widersachern, Eliminieren können. War aber einmal unaufmerksam gewesen. Der auf ihn gezielte Anschlag hatte ihm zwar nicht das Leben gekostet, ihn aber zu einem Zwangsaufenthalt in der medizinischen Abteilung gezwungen. Allerdings konnte es sich auch zu etwas Positiven wandeln, wenn es ihm gelang eine der Analysestationen, aus dem Umfeld des medizinischen Bereiches herauszulösen.
Es gelang ihm, einen kleinen Kanal zu etablieren, der aus dem medizinischen Bereich hinausführte. Ihm kam zugute, dass durch den Umzug viele Sicherheitsmaßnahmen nicht korrekt installiert waren. Diese Lücken nutze er nun konsequent aus. Damit hatte er zwar nun wieder einen Zugang zum allgemeinen Netz aber nur diese eine Analysestation. Seine bewährte Maßnahme, Aufgaben, ständig von einer Analysestation zu einer anderen zu verschieben, war hier nicht möglich. Er löste dieses Problem, indem er nur kleine Aufgaben startete. Davon allerdings recht viele und sich die Ergebnisse selbst merkte. Anschließend wurden die Aufgaben gelöscht.
Damit beanspruchte er allerdings seine geistigen Fähigkeiten über Gebühr, was sich in einer vermehrten Nahrungsaufnahme bemerkbar machte. Dies konnte er hier auch nicht verheimlichen. Aber es gelang ihm, die Speicher der medizinischen Überwachungseinheiten, die für ihn zuständig waren, dahingehend zu blockieren. Leider nur so lange, wie er sich im medizinischen Bereich aufhielt. Verließ er ihn, löste sich die Blockade wieder und die Manipulation trat zutage. Zu diesem Zeitpunkt sollte er sich dann, inmitten vieler anderer Mittlerer befinden. Denn nur so konnte er der anschließenden Auslöschung durch den Obersten entgehen. Da Mittlere keinerlei Namen oder Bezeichnungen trugen, waren sie in einer Gruppe nicht unterscheidbar.
Einer aus der Gruppe von Mittleren, in der er sich zu diesem Zeitpunkt befinden musste, würde jedoch getötet werden. Aber es war Zufall, wenn es ihn dabei treffen würde. Eine gute Chance. Er hatte schon schlechtere Chancen nutzen müssen. Er machte sich an die Arbeit, nachdem die medizinische Überwachungseinheit, ihm die stündliche Medikation verabreicht hatte. Bei seinen Recherchen, für die er nun seine ganze Aufmerksamkeit nutzen konnte, bekam er immer wieder Kontakt zu Bereichen, die er nur durch Zufall aktivieren konnte. Da er sich mehr auf die textlichen Monitore konzentrierte, sah er erst spät, den alten Feind auf einem weiteren Monitor.
Er verspürte eine plötzliche Anspannung, tief in sich drin. Rotes Fluid kam ihm urplötzlich mit aller Macht in den Sinn. Sein Blick verfärbte sich leicht und er vergaß die letzten Ergebnisse seiner bisherigen Recherchen. Dann verschwand das Bild und machte einer Schwärze platz. Die Verbindung war zusammengebrochen. Nach einigen Sekunden des innerlichen Verharrens versuchte er, die Verbindungsdaten in der Analysestation zu finden. Aber sie waren nicht gespeichert worden. Eine starke Hitzewelle floss durch sein Bewusstsein und ein leises Piepen ertönte.
Nur durch eine instinktive Reaktion löschte er sämtliche Speicher in der Analysestation, in denen noch Daten von ihm lagen, und legte sich in der Wanne zurück, die danebenstand. Sekunden später tauchte eine mobile medizinische Aktionseinheit auf. Alarmiert von der Überwachungseinheit, die seine erhöhte Anspannung angemessen hatte. Noch immer pulsierte die Wärme durch seine Gedanken. Die Aktionseinheit verabreichte ihm mehrere Flüssigkeiten, aufgrund dessen, die Wärme langsam nachließ. Sein Körper hatte auf den Anblick des alten Feindes reagiert.
Ob es dem Obersten ebenso ergangen war? Er musste dem alten Feind begegnet sein und ihm sein rotes Fluid entzogen haben. Wobei er einen Tropfen davon verloren hatte. Den er selbst dann durch Zufall entdeckt hatte. In sich verspürte er noch immer den Gedanken an das rote Fluid. Ob er ebenfalls süchtig geworden war? Nur durch den Anblick des alten Feindes? Wo in der Ringwelt wurde das Bild aufgenommen, fragte er sich, während er in einem Dämmerzustand sank. Die Flüssigkeiten der Aktionseinheit zeigten ihre Wirkung. Komischerweise liefen seine Gedankengänge trotzdem weiter. Vermindert zwar, aber sie hörten nicht auf, wie es eigentlich zu sein hatte.
Er spürte, wie er transportiert wurde. Das bedeutete, dass die ihn behandelnde Aktionseinheit zu dem Ergebnis gekommen war, das seine Verletzungen zu schwerwiegend waren, um sie selbst behandeln zu können. Er wurde zu einer stationären Aktionseinheit gebracht. Das Bild musste aus einem Bereich der Ringwelt gekommen sein. Aus einem Fertigungsbereich, denn seitlich im Bild, hatte er einen Maschinenpark hinter einer Glasscheibe sehen können. Aber davon gab es sehr viele. Zahlreiche Tentakel tasteten nun seinen Körper ab. Er hatte die stationäre Aktionseinheit erreicht, ohne es richtig mitzubekommen. Seine Gedanken verschwanden ganz plötzlich, gleich nachdem er überall an seinem Körper Stiche verspürte.

***

Ein alarmierendes Signal erreichte den Obersten, inmitten seiner Bestandsaufnahme der Daten, die über die birnenförmigen Raumschiffe gesammelt wurden. Diese Raumschiffe wiesen unterschiedliche Altersangaben auf. Viele waren einige tausend Jahre alt, andere wenige hundert Jahre. Den Daten nach waren sie, nach und nach in der Ringwelt eingetroffen. Nur das 'Warum?' blieb unklar. Besatzungen waren nicht entdeckt worden. Nicht einmal Überreste. Ein großes Rätsel. Waren diese unbekannten Wesen verantwortlich für die Abwesenheit der KI? Der Oberste befand, dass dieses Problem in seine Zukunft verschoben werden musste. Zurzeit war vorrangig, den eigenen Lebensbereich mit Sicherheitsmaßnahmen zu sichern.
Es war ein kleines Problem aufgetreten, als er den Umzug in die Ringwelt befohlen hatte. Da die KI nicht anwesend war, gab es auch keine automatischen Befehlsketten mehr. Seine Sicherheit musste er nun manuell aktivieren. Und dies zeigte sich als schwierig. Normalerweise befahl ein Oberster einen Umzug vom Raumschiff in einen Lebensbereich und die KI sorgte für dessen optimale Sicherheit. Nun musste er sich selbst um seine Sicherheit kümmern. Dies schaffte er langsam aber auch mit einem hohen Verbrauch an Mittleren und Untersten. Datentechnisch gab es ebenfalls ein kleines Problem. Es gab auch hier keinerlei Sicherheitsmaßnahmen, da sich auch hier eigentlich die KI drum kümmerte.
Es dauerte einige Zeit, in der die Noldok-Population, ein wenig mehr und schneller schrumpfte, als es an Bord der Raumschiffe der Fall gewesen war. Letztendlich war der Lebensbereich besiedelt, in Funktion und gesichert. Es gab allerdings noch kleinere Probleme, die aber nach und nach gelöst wurden. Eines dieser Probleme meldete sich gerade wieder. Ein Signal aus dem medizinischen Bereich. Eine Analysestation dort hatte eine Zugriffsverletzung registriert und die Herkunft an ihm, als Obersten, verschoben. Dies bewies, dass seine manuell eingerichteten Sicherheitsmaßnahmen griffen. Der Oberste holte sich die Daten herein und fühlte plötzlich eine Hitzewelle durch seinen Körper rasen.
Die Datenverbindung führte zu einem Fertigungsbereich und in diesem befanden sich einige der alten Feinde. Der Oberste war überrascht und bemerkte nicht, dass er Laute von sich gab. Die Datenverbindung hielt nur wenige Sekunden lang, dann brach sie ab. Gleich darauf bekam er wieder ein Alarmsignal. Geöffnet zeigte es dem Obersten dieselbe Zugriffsverletzung, der er eben nachgegangen war. Nun war die Ursache aber in der Analysestation zu suchen, die er derzeit selbst bediente. Sehr merkwürdig.
Aber die wenigen Sekunden genügten ihm. Es war eine Tatsache, dass sich der alte Feind in der Ringwelt befand. Es dauerte einige Zeit, bis sich der Oberste wieder beruhigt hatte. Nun galt es herauszufinden, wo in der Ringwelt sich der alte Feind aufhielt. Dazu öffnete er diverse Datensätze, um den Ursprung der Bildaufzeichnung zu erfahren. Der sichtbare Hinweis auf einen Fertigungsbereich half da allerdings kaum. Davon gab es reichlich in der Ringwelt. Aber jeder Fertigungsbereich hatte interne Bezeichnungen, die bei jedem Datenzugriff mit gesendet wurden. Wobei aber die KI wieder eine Filterfunktion innehatte. Da sie aber abwesend war, arbeiteten die Filter nicht. Der Oberste konnte nur einen Bruchteil des entsprechenden Datensatzes manuell herausfiltern. Vielleicht waren einige Mittlere dabei effizienter, aber dann würden sie um den alten Feind innerhalb der Ringwelt wissen. Dies war derzeit nicht das Ziel des Obersten.
Seinen Berechnungen nach gab es nur einige wenige alte Feinde, die mit dem aufgegriffenen Raumschiff zur Ringwelt vorgedrungen waren. Mit denen wurde er selbst leicht fertig. Ihr rotes Fluid gehörte ihm. Plötzlich stutzte er. Die Datenverbindung war, ohne dass er dies bemerkt hatte, für wenige Sekunden wieder vorhanden gewesen. Wieso hatte er dies nicht bemerkt? Waren die uralten Hinweise auf eine Sucht nach rotem Fluid berechtigt, sobald man einmal davon gekostet hatte? Der Oberste schüttelte sich. Wenn dem so wäre, dann waren alle Flotten, die sich im Kampf mit dem alten Feind befunden hatten, letztendlich an einer Sucht umgekommen. Das konnte nicht sein, denn seine Flotte hatte vor langer Zeit auch gegen den alten Feind gekämpft. Zwar unter einem anderen Obersten aber sie hatten nicht nur gesiegt, sondern er selbst hatte diesen Obersten getötet und dessen Position übernommen. Von einer Sucht hatte er bei seinem Gegner nichts bemerkt.
Die Grünfärbung eines Datensatzes verhieß dem Obersten ein Ergebnis. Der Datensatz enthielt einen Vektor und eine Entfernungsangabe, in dem der Fertigungsbereich zu suchen war. Nicht ganz in der näheren Umgebung ihres besiedelten Lebensbereiches aber auch nicht gerade auf der entgegengesetzten Seite der Nabenkugel. Dem Vektor nach, etwa eine Viertelumkreisung entfernt. So gerade eben noch in der Reichweite seiner Unteren. Der Oberste überlegte lange, wie er vorgehen sollte. Dann bestellte er drei Gruppen Unterste in einem bestimmten Raum.
Da sie nur bedingt intelligent waren, orderte der Oberste zudem noch drei Mittlere dazu. Mit Ihnen ging er ein berechenbares Risiko ein. Aber mit dem, was er vorhatte, sollte das Risiko kaum noch vorhanden sein. Kaum das die Mittleren und Unteren in dem Raum eingetroffen waren, verriegelte der Oberste den Raum und flutete ihn mit einem bestimmten Gasgemisch. Dies führte für einige Minuten zu einer kleinen Panik unter den Unteren, wobei vier von ihnen, diese nicht überlebten. Der Oberste führte durch eine Schleuse vier neue Untere, aus der wartenden Reserve, dem Raum zu. Nach einer weiteren Zuschleusung war seine Einsatzgruppe bereit.
Der Oberste öffnete eine zweite Schleuse und die drei Gruppen bestiegen die, in dem anschließenden Raum befindlichen, Maschinen. Drei Scouts, drei Drohnen, zwei Energiejäger und einen Transporter. Sie verließen zügig den Lebensbereich und machten sich auf den alten Feind zu finden und zu erbeuten. Das Gasgemisch würde dafür sorgen, das die Mittleren und Unteren nicht auf den Gedanken kamen, Kontakt über das allgegenwärtige Kommunikationsnetz der Analysestationen, zu anderen Mittleren aufzunehmen. Einzig der Kontakt zu ihm, als Obersten, war nun in ihrem Bewusstsein verankert worden. Diese Angriffsgruppe würde geraume Zeit brauchen, um an ihr Ziel zu kommen. Zeit, die der Oberste mit weiteren Vorbereitungen nutzen musste. Die erwartete Menge an rotem Fluid musste sicher gelagert werden. Und zwar ohne dass es Mittlere auch nur ahnten.
Zufrieden deaktivierte der Oberste seine Analysestation und begann einen tiefen Scan seiner Mittleren. In unregelmäßigen Abständen begutachtete er das aktive Bewusstsein der Mittleren, um eventuelle Rivalen aus dem Weg zu räumen. Er wusste noch genau, wie er damals den herrschenden Obersten der Flotte in die irregeführt und letztendlich in einem Zweikampf besiegt hatte. Ihm sollte nun nicht dasselbe Schicksal widerfahren. Der Scan würde geraume Zeit dauern, denn es waren nicht wenige Mittlere, die ihrer immerwährenden Arbeit nachgingen. Schlaf war ihnen unbekannt. Was organisch lebte, hatte zu arbeiten, ansonsten war es unnütz und musste eliminiert werden. Der Oberste versenkte sich in eine Trance und begann jeden seiner Mittleren, gedanklich aufzusuchen.

Ende

Geschrieben von Andreas Blome